M.O.D.Essay

 

Rubrik:

Con Spirito – der philosophische Gedanke …

                                                    … für Gehirn-Anwender

 

 

 

 

 

 

Börne bringt es auf den Punkt –

Horst Lettenmayer setzt die Ausrufezeichen

 

 

  „Man heilt Leidenschaften nicht durch Verstand, sondern nur durch andere Leidenschaften.“

 

 

  Diese gewagte Behauptung stammt von Börne. Nein (!), nicht von dem fiktiven, pointiert-witzigen Tatort-Rechtsmediziner, Karl-Friedrich Börne, sondern von Deutschlands realem, ebenfalls pointiert-witzigem Wegbereiter der literarischen Kritik und des Feuilletons, Ludwig Börne.

 

 

  Obgleich man Horst Lettenmayers anfängliches Wirken, dem Ruf des Schauspielers folgend, auf den ersten Blick (und das im wahrsten Sinne des Wortes) eher mit dem Tatort-Protagonisten „Börne“ in Bezug bringen möchte, gebietet das nähere Hinsehen vielmehr eine gewisse Nähe zum Literaten Börne.

 

 

  Ein durchaus vergleichbares Gen, das den beiden die Kunst der Kreation zeitloser Aphorismen ermöglicht hat, erlaubt mir, den geistigen Zusammenhang zwischen zwei Persönlichkeiten herzustellen, die (natürlich nicht zuletzt dem jeweiligen Zeitgeist, der die Gesellschaft in prägender Weise umgibt, geschuldet) ansonsten freilich keine nennenswerten Gemeinsamkeiten aufweisen, um nicht zu konstatieren, unterschiedlicher nicht sein könnten.

 

 

  Außer einem Aspekt: ähnlich dem Freidenker und Verfechter des Feuilletons, weiß auch Horst Lettenmayer mit literarischen Worten umzugehen. Seine autobiografisch entstandenen Gedichte ebenso wie seine Aphorismen lenken die Aufmerksamkeit auf etwas, was unserer heutigen Zeit immer häufiger fehlt: Inhalt.

 

 

  Das Leben macht nun mal nur so viel Sinn, wie man selbst dem Leben erlaubt. Natürlich kann man die jeweiligen Zweckdienlichkeiten in Frage stellen, aber dazu muss man sie erst einmal zulassen. Die zunehmenden Inhaltverluste moderner Fortschrittlichkeit und dessen teilweise vollkommene Geistlosigkeit können dagegen eines Tages teuer zu stehen kommen. Destruktivität hat noch selten in konstruktives Gut gemündet. Weshalb es sich auszahlt, am kreativen Geist – egal zu welcher Zeit –festzuhalten. 

 

 

  Der Vorstreiter der Literaturkritik, Börne, fand für alle menschlichen Eigenheiten die passenden Worte und verstand es dabei, mit prägnanten Aphorismen aufzuwarten, die unmittelbar ins Schwarze treffen. Von Ludwig Börne stammen Zitate, wie

„Es gibt Leute, die geizen mit ihrem Verstand, wie andere mit ihrem Geld.“

 

 

  Seine Aphorismen sind zeitlos. Darüber hinaus gelten sie beinah als in Stein gemeißelt. Denn lange vor Reich-Ranickis Sprüchen, die wiederum eher Unterhaltungswert als Sachverhalt beinhalteten, kann das, was Ludwig Börne geschrieben hat, fast schon als allgemeingültig betrachtet werden.

 

 

  Die eigensinnig philosophischen Aussagen des „Karl Friedrich Börne“ hingegen, muss man nicht unbedingt teilen, um sie amüsant zu finden. Man lacht herzhaft darüber, würde aber nicht zwangsläufig praktischen Gebrauch machen, von den makabren Lebensweisheiten des fiktiven Rechtsmediziners.

 

 

  Ludwig Börnes philosophisches Gedankengut eignet sich da weitaus mehr, um dem tieferen Sinn Folge zu leisten. Wobei es auch hier freilich (wie mit allen Dingen im Leben) gilt, dass Ausnahmen immer und überall die Regel bestätigen.

 

 

  Kehren wir also noch einmal zurück zu dessen Ansichten zum Thema „Leidenschaft und Verstand“. Bislang teilte ich die Meinung, dass eine Passion lediglich durch eine andere ersetzt wird, währenddessen der Verstand seine wohlverdiente Kaffeepause nimmt. …  –  Dann traf ich Horst Lettenmayer. Und ich musste feststellen: ich bin selten jemandem begegnet, bei dem Ratio so konsequent ausgebildet ist, wie bei dem Mann, dessen Augen einzigartigen Kultstatus besitzen.

 

 

  Gleichzeitig ist besagte Leidenschaft bei Horst Lettenmayer pure Selbstverständlichkeit. Sucht man gar die Personifizierung von Leidenschaft, ist man bei ihm gut aufgehoben. Zugleich wird man jedoch bei ihm auch dann fündig, wenn es um das Maximum von Ratio-gesteuertem Antrieb geht. In gewissem Sinne wird seine Leidenschaft sehr wohl von der nächsten Leidenschaft abgelöst. Doch geheilt, geheilt wird sie in der Tat durch den Verstand.

 

 

  Horst Lettenmayer lebt seine Leidenschaften aus. Eine Passion gibt der nächsten die Hand, die dann wiederum fortlaufend die Staffel an die dritte überreicht. Das geht immer so weiter und ein Ende ist nicht in Sicht. Nun könnte man annehmen: ja, dann hat Börne ja doch Recht behalten. Doch nein, es sind nicht die Leidenschaften per se, die einander ablösen. Es sind die vernunftgesteuerten Lösungen, die den Weg zu einer neuen Idee bereiten.

 

 

  Und Ideen sind bei Horst Lettenmayer nicht nur bloße Einfälle, es sind Visionen, es sind Innovationen und es sind Antworten. Antworten im Sinne von Entdeckungen, Klärung, Resultate und letztendlich Möglichkeiten und Hoffnung für ein besseres Verständnis in vielerlei Hinsicht.

 

 

  Kein monotones Denken, Horst Lettenmayer ist auf Stereo geeicht. Besonders, wenn Weitblick und Vielfalt gefragt sind. Sein Einfallsreichtum und zugleich sein kreatives Können, Ideen zu realisieren – diese Gabe ist bei ihm gar überdimensional ausgeprägt. Keine Luftschlösser, sondern pragmatische Lösungen. Wenn es den Beruf des „zielbewussten, universellen Lösungsfinders“ gäbe, wäre Horst Lettenmayer sicher der verheißungsvollste Anwärter und ein echter Hoffnungsträger in Punkto reelle Perspektiven auf maximal optimierten Erfolg.  

 

 

  Der beste Freund heißt Ratio. Kaum jemand, der Leidenschaft mit so ausgeprägter Intensität vorlebt. Und dennoch! Leidenschaft weiß Horst Lettenmayer durch den Verstand zu heilen. Wenn auch andere Leidenschaften nie lange auf sich warten lassen. Denn der Verstand führt ihn zur Antwort und erst die Lösung leitet ihn geradewegs zur nächsten Passion.

 

 

  Ein weiteres Zitat Ludwig Börnes lautet:

  „Man kann eine Idee durch eine andere verdrängen, nur die der Freiheit nicht.“

 

 

  Da trifft Börnes Aussage im Hinblick auf Verstand und Freiheit schon eher das Wesen des Horst Lettenmayer. Denn, tatsächlich, Freiheit geht ihm über alles. Und so sind wir bei den drei Charaktereigenschaften angelangt, die Horst Lettenmayer kennzeichnen. Er bewältigt alle Fragen, die sich ihm stellen, mit dem Verstand. Seine Ziele verfolgt er mit hundertprozentiger Leidenschaft. Und nichts ist ihm so heilig, wie seine persönliche Freiheit.  

 

 

  Und er nimmt sich die Freiheit, nach seinen eigenen Philosophien zu leben. Denn er weiß: „Alles, was ohne Widerstand wächst, ist dem Widerstand nicht gewachsen.“ (Horst Lettenmayer)

 

 

  Auch hier erkennt man in aller Deutlichkeit, dass Horst Lettenmayer über seine ganz eigene Meinung verfügt und er lebt dabei die Weisheit eines anderen klugen Literaten in vollen Zügen aus:

„Meinungsfreiheit setzt voraus, dass man eine Meinung hat“ (Heinrich Heine)

 

 

  Nicht nur das Motto: „Ein schönes Echo macht wohl Lust zu neuen Rufen“ (Horst Lettenmayer) teilen wir (die Redaktion von haute culture mode) mit Genuss und großem Vergnügen.    

 

 

© Julie Nezami-Tavi

 

Fotos copyright by Julie Nezami-Tavi

 

 

 

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